REGIE • SCHAUSPIEL • ARIEN-UND LIEDGESTALTUNG • SZENISCHER UNTERRICHT • VORTRAGS-COACHING

ANDREAS
DURBAN


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VITA
REGIE
LEHRTÄTIGKEIT AN DER HfMT KÖLN
SCHAUSPIEL, SPRECHEN
COACHING: VORTRAG & RHETORIK
KULTURVERMITTLUNG
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LEHRTÄTIGKEIT AN DER
HOCHSCHULE FÜR MUSIK UND TANZ KÖLN
(1) Arien- und Liedgestaltung
(2) Schauspielerische Arbeit mit Sängerinnen und Sängern »
(3) Projektarbeit


(1) ARIEN- UND LIEDGESTALTUNG
1
Seit 1998 bilde ich an der Hochschule für Musik und Tanz Köln junge Sängerinnen
und Sänger in ihren darstellerischen Fertigkeiten aus. Vor allem durch meine Projekt-
arbeit habe ich eine Schauspieltechnik speziell für Sänger entwickelt, die im Einklang
mit den gesangstechnischen und musikalischen Anforderungen eines Sängerdarstellers
steht. Prioritäten sind Leichtigkeit, Ökonomie und die Ausbildung einer natürlichen
Bühnenpräsenz. Das Hauptaugenmerk ist auf die spezifischen Anforderungen des
Gesanges ausgerichtet.
 
Operngesang vereint zwei Kunstformen zu einer Synthese: Darstellung und Musik.
Per Definition steht für mich der Operndarsteller in seiner schauspielerischen Meister-
schaft nicht unter dem Schauspieler – eine nach meiner Auffassung nicht mehr zeitge-
mäße Definition – sondern erfüllt zwei Anforderungen zugleich. Dem Schauspieler
weitaus ebenbürtig, agiert der Sängerdarsteller auf einer höheren Kunstebene, da
Musik und Sprache in einer Person vereint sind.
 
Er hat zugleich mehrere Ausdrucksebenen zu bewältigen: die gesprochene Sprache
(Rhetorik), die mit Musik unterlegte gesprochene Sprache (das Melodram), das
Rezitativ, (der Sprechgesang) und die gesungene Sprache (die Arie, das Duett etc.).
Auf allen diesen Ausdrucksebenen bedarf es unterschiedlicher Darstellungstechniken,
die in ihrer Vielfalt vereint den Sängerdarsteller ausmachen.
 
Im Laufe meiner Lehrtätigkeit ergaben sich Fragen, die mich zu Überlegungen
anregtenund die mein didaktisches und inhaltliches Vorgehen nachhaltig beeinflussten:
Worin besteht die Interaktion zwischen psychologischer Verkörperung und
musikalischerInterpretation? 
Können emotionale, volitionale und kognitive innere Vorgänge einer Figur und die
musikalische Abstraktion von denselben Vorgängen in der Musik kontrastiv oder
kongruent einander befruchten?

Allein durch die musikalische Interpretation einer Arie entsteht noch keine psychologi-
sche Figur, allein durch eine schauspielerische Herangehensweise an die Gestaltung
einer Arie werden spezielle musikalische Anforderungen wie zum Beispiel Koloraturen
nicht gelöst. Nur ein Zusammenspiel von Gesangs- und Schauspieltechnik kann die Dimensionen der verschiedenen Ausdrucksmittel des Sängerdarstellers zur vollen Geltung bringen.

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(2) SCHAUSPIELERISCHE ARBEIT MIT SÄNGERINNEN UND SÄNGERN
Auszüge aus meiner Arbeit

Erste Annährung an die Rolle / an den Text
Die darstellerische Erarbeitung einer Arie beginnt mit dem Sprechen des Textes ohne Gestaltung, ohne Kunst. Die Struktur, die Bedeutung eines Textes und die Situation, in der sich die geschilderte Person befindet, sollte zunächst in Ruhe analysiert werden. Handelt es sich um einen fremdsprachigen Text, steht die wortgenaue Übersetzung an erster Stelle. Sollte der/die Studierende eine andere Sprache als die Unterrichtssprache als Muttersprache sprechen, kann der Text auch zunächst in diese Sprache übersetzt werden, um sicher zu gehen, dass eine detailgenaue inhaltliche Durchdringung des Textes gegeben ist.

Die Arie
In welcher Situation befindet sich die Figur, welchen Konflikt durchlebt die Figur und welcher psychologische Vorgang vollzieht sich während des Textes. Beispiele psychologischer Vorgänge, wie sie in den meisten Arien anzutreffen sind, seien hier zur Anschauung genannt: das Erinnern, das Ausmalen der Zukunft, das Treffen einer Entscheidung, das sich Bewusstwerden über ein Gefühl, das Planen der Zukunft, das sich Mutmachen, das sich Zureden vor einer Tat, das Bereuen, das Beklagen, das Racheschwören, das Sehnen nach dem Geliebten und einiges an psychologische Bewegungen mehr. Um diese Vorgänge dramatisch zu gestalten, sollte ein Prozess herausgearbeitet werden, der die Figur während der Arie verändert. Die Figur hat eine Entwicklung aufzuzeigen, ein Stillstand oder eine permanente Repetition des immer Gleichen wirken undramatisch und ermüden den Darsteller als auch die Zuschauer.

Wie erzeugen sich psychologische Vorgänge?

Der Wille
Jede Figur hat einen Willen, wie jeder Mensch einen Willen besitzt, einen inneren Antrieb ohne den er nicht handeln könnte. Aus situativer Sicht würde man eher von dem Ausmaß sprechen, dem Grad der Motivation, mit der eine Intension bzw. eine Absicht oder ein Ziel verfolgt wird. Etwas „zu wollen“ muss man nicht „spielen“.

Das Experiment mit dem Willen
Der/die Studierende wird aufgefordert, sich auf einen Stuhl zu setzen. Nun soll er/sie einen Willen entwickeln, aufzustehen, ohne das Vorgenommene auszuführen. Ohne sich dabei besonders anzustrengen kann man den eigens erzeugten Willen spüren. Ebenso lassen sich andere psychologische Vorgänge ohne großen Energieeinsatz herstellen und bewusst machen.

Das Experiment mit dem Erinnern
Der/die Studierende soll versuchen, sich zu erinnern, was er/sie drei Tage zuvor zu einer bestimmten Uhrzeit unternommen hat. Sobald der/die Ausführende diesen Erinnerungsvorgang vollzieht, wird die Aufgabe unterbrochen und gefragt, wie sich diese innere Bewegung anfühlte. Nicht anders sollte es sich anfühlen, wenn man eine Figur spielt, die sich erinnert.

Psychologische Vorgänge lassen sich leicht und ökonomisch erzeugen, sie müssen nicht mit Krampf und unnützer Energie "erspielt" werden. Es sind Vorgänge die unser System täglich ausführt, diese Vorgänge müssen nicht "geübt" werden. Wichtig ist nur die genaue Aufschlüsselung eines Textes in die richtigen inneren Bewegungen einer Figur und das Nachvollziehen dieser Vorgänge mit dem eigenen System:

Das System
Psyche und Physis reagieren bei einem darstellenden Künstler wie eine feine Membran. Jeder gedachte Gedanke erzeugt eine Schwingung, ein Gefühl.

Das Experiment mit den Gefühlen:
Der / die Studierende wird aufgefordert das Wort „Sonne“ oder „Meer“ zu sagen und zwar ohne es zu „gestalten“, sondern das Wort nur laut zu denken und nachzuspüren, was nach dem Aussprechen für Emotionen aufsteigen. Die Emotion folgt dem Wort, ganz ohne das Zutun und die Anstrengung des Darstellers.

Die Membranfunktion
Ein klar gedachtes Wort erzeugt bereits Emotionen, desto mehr ein klar gedachter Gedanke, oder eine Situation, in die sich der Darsteller hineinversetzt. Das System reagiert. Das bedeutet, Emotionen darstellen, heißt nicht, sie aktiv zu "pumpen", dem System abzupressen, sondern sie geschehen zu lassen, indem man sich eine Situation vorstellt. Die eigentliche Übung besteht darin, sich auf der Bühne in den gleichen reagiblen Zustand zu versetzen, in dem man sich auch im realen Dasein befindet.
(Hier bedürfte es der weiteren Ausführung)

Diskussion
Sind innere Vorgänge nur dann auf einer großen Bühne sichtbar, wenn man sie übertreibt oder groß spielt? Maria Callas spielt im Film "Medea" von Pier Paolo Pasolini die Priesterin Medea. Die Operndiva und Meisterin der großen Geste ist in der Lage bei Close-up- Aufnahmen in intimer Nähe vor der Kamera innere Vorgänge exzellent darzustellen, zumal sie in diesem Film eine stumme Rolle spielt (!) und den Zuschauer 70 Minuten auf das äußerste zu fesseln weiß. Die Callas, die auf großen Bühnen omnipräsent und erfolgreich war, beherrschte bedenkenswerter Weise also auch das intime Spiel.

Umgekehrte Annahme
Ohne das Beherrschen der Erzeugung innerer Vorgänge entsteht auch keine überzeugende Präsenz auf einer großen Opern-Bühne.
Die amerikanische Filmbranche hat für den traurigen Fall des oberflächlichen Spiels den richtigen Fachbegriff geprägt: flat character

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(3) PROJEKTARBEIT
Der Probenprozess

Ein Musiktheater-Projekt, das von der Konzeptionsprobe bis zur Aufführung einen Bogen spannt, und mit einem Endergebnis abschließt, das vor einem Publikum bestehen muss, vollzieht den Ur-Prozess allen Theaters.
"Der Schauspieler hat sich selbst als Arbeitsfeld. (...) Es sind seine Hand, sein Auge , sein Ohr und sein Herz, die er untersucht und mit denen er untersucht. In dieser Hinsicht ist die Schauspielerei eine Lebensarbeit – der Schauspieler erweitert Schritt für Schritt das Wissen von sich selbst, durch die schmerzhaften immer sich wandelnden Umstände der Proben, und die mächtigen Interpunktionen der Aufführungen." Peter Brook "Der leere Raum"
(Brook, Peter: Der Leere Raum Berlin: Alexanderverlag 1997)
Der Probenprozess, der in der Regel 6-8 Wochen andauert, und es dem Darsteller durch seine tägliche Arbeit der Rolle ermöglicht, einen Identifikationsprozess in Gang zu setzen, ist nicht simulierbar. Deshalb gehören Projekte als Erfahrung und Abschluss einer darstellerischen Ausbildung in den Kanon der Ausbildungsangebote für Studierende, die anstreben, auf einer Opernbühne zu arbeiten. Die Literatur-Oper Köln bietet den Gesangsstudierenden Möglichkeiten, sich in den unterschiedlichen Literaturopern-Produktionen zu profilieren und zu exponieren.

s. auch Literatur-Oper Köln »

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